Auszüge Kritik Südkurier (03.12.2019) von Natalie Reiser:
Jugendgruppe der Zeller Kultur inszeniert packendes Theaterstück
Ein jugendliches Ensemble inszeniert ein eigenes Sozialdrama. Das Ergebnis sind bemerkenswerte schauspielerische Leistungen
– und Gänsehautmomente.
Auf Grundlage von Ideen der Jugendlichen entwickelte und schrieb de Silva ein eigenes Stück, das sich durch schnelle,
packende Dialoge auszeichnet. Die Abkürzung „Jaa!!“ steht für Jugendarrestanstalt. Dort treffen vier Mädchen aufeinander.
Jede von ihnen hat eine schwere Straftat begangen. Ihre familiären Hintergründe und Probleme bilden den Stoff für Konflikte,
die sie lautstark untereinander austragen, während sie gezwungen sind, miteinander zu leben.
Leonie (Varinia de Silva) beschimpft das arabische Mädchen Akilah (Besjanda Berisha) mit seinem Kopftuch als„Dönerfresse“.
Die Religion der Muslima steht in ihren Augen für Unterdrückung, Frauenverachtung und männliche Gewalt. Doch auch Leonie
ist eine Gefangene. Sie fügt sich ihrem Halbbruder Jason (Kai Eberhard). Unter seinem Einfluss hat sie einen Raub mit
durchgezogen und einen schweren Autounfall verursacht. Jason ist der Einzige, der Leonie besucht – mit der Intention, sie zu
neuen Deals anzustiften.
Figuren voller Wut
Die Wut und Aggressivität Leonies bringt Varinia de Silva beeindruckend auf die Bühne. Die traurige Halbwaise Finja (Alina
Korhummel) explodiert förmlich, als keine der anderen ihren Selbstmordversuch nachvollziehen kann: „Ich wollte, dass der
Schmerz aufhört.“ Leonie, ruhiger geworden, kontert: „Du weißt schon, dass dein Schmerz dann nicht weggeht, wenn du dich
umbringst, sondern dass du ihn nur an jemand anderen weitergibst?“
Wenn die Emotionsmauern bröckeln
Das Stück besticht durch seine Dialoge. Was die Jugendlichen sich an den Kopf werfen, ist in Jugendsprache spitzzüngig und
authentisch formuliert. Glaubwürdig macht das Stück ebenso, dass die Stimmung zwischen den Mädchen sich erst spät, im
Verlauf vielerAuseinandersetzungen, entspannt. Wieder in Freiheit, will Akilah sich für die Gleichberechtigung der Muslima
einsetzen. Der erste Standpunkt, dem alle vier zustimmen.
Gegen Ende bröckeln die emotionalen Mauern, die die Mädchen um sich aufgebaut haben. Sie sprechen über ihre zerrütteten
Familien, darüber, wie sehr ihnen Zuneigung fehlt. Sie erzählen, was sie verbrochen haben und treffen Entscheidungen für die
Zukunft. Sayenn Floristeanu sorgt für einen Gänsehautmoment, während sie sich als schwangere Aileen (Sayenn Floristeanu),
vor dem Spiegel singend „I cant help falling in love with you“, für ihr Baby entscheidet.”
In weiteren Rollen zu sehen:
Nele Merk als Angeline
Fabia Korhummel als Lucille
Jule Herkorn als Finjas Schwester Maja
Senem Koca als Akilahs Schwester Suleika